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Alice's Abenteuer im Wunderland

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3. Caucus-Rennen, und was daraus wird

Es war in der That eine wunderliche Gesellschaft, die sich am Strande versammelte -- die Vögel mit triefenden Federn, die übrigen Thiere mit fest anliegendem Fell, Alle durch und durch naß, verstimmt und unbehaglich. --

Die erste Frage war, wie sie sich trocknen könnten: es wurde eine Berathung darüber gehalten, und nach wenigen Minuten kam es Alice ganz natürlich vor, vertraulich mit ihnen zu schwatzen, als ob sie sie ihr ganzes Leben gekannt hätte. Sie hatte sogar eine lange Auseinandersetzung mit dem Papagei, der zuletzt brummig wurde und nur noch sagte: »ich bin älter als du und muß es besser wissen;« dies wollte Alice nicht zugeben und fragte nach seinem Alter, und da der Papagei es durchaus nicht sagen wollte, so blieb die Sache unentschieden.

»_Oooh_!« gähnte der Papagei und schüttelte sich.

»Wie schade, daß es nicht bleiben wollte!« seufzte der Papagei, sobald es nicht mehr zu sehen war; und eine alte Unke nahm die Gelegenheit wahr, zu ihrer Tochter zu sagen, »Ja, mein Kind! laß dir dies eine Lehre sein, niemals _übler_ Laune zu sein!« »Halt den Mund, Mama!« sagte die junge Unke, etwas naseweis.

»Was sich sagen wollte,« sprach der Dodo in gereiztem Tone, »war, daß das beste Mittel uns zu trocknen ein Caucus-Rennen wäre.«

»Was ist ein Caucus-Rennen?« sagte Alice, nicht daß ihr viel daran lag es zu wissen; aber der Dodo hatte angehalten, als ob er eine Frage erwarte, und Niemand anders schien aufgelegt zu reden.

»Wahrhaftig, du würdest die Geduld einer Auster erschöpfen!«

»Versteht sich,« entgegnete der Dodo ernst. »Was hast du noch in der Tasche?« fuhr er zu Alice gewandt fort.

»Versteht sich, sie!« sagte der Dodo, mit dem Finger auf Alice zeigend, und sogleich umgab sie die ganze Gesellschaft, Alle durch einander rufend: »Preise Preise!«

»Und wer ist Dinah, wenn ich fragen darf?« sagte der Papagei.

»Sprich deutlich!« sagte der Adler. »Ich verstehe den Sinn von deinen langen Wörtern nicht, und ich wette, du auch nicht!« Und der Adler bückte sich, um ein Lächeln zu verbergen; einige der andern Vögel kicherten hörbar.

»Reiche ihn mir herüber,« versetzte der Dodo. Darauf versammelten sich wieder Alle um sie, während der Dodo ihr den Fingerhut feierlich überreichte, mit den Worten: »Wir bitten, Sie wollen uns gütigst mit der Annahme dieses eleganten Fingerhutes beehren;« und als er diese kurze Rede beendigt hatte, folgte allgemeines Beifallklatschen.

»Nur einen Fingerhut,« sagte Alice traurig.

»Nun,« meinte der Dodo, »die beste Art, es zu erklären, ist, es zu spielen.« (Und da ihr vielleicht das Spiel selbst einen Winter-Nachmittag versuchen möchtet, so will ich erzählen, wie der Dodo es anfing.)

»Noch ganz eben so naß,« sagte Alice schwermüthig; »es scheint mich gar nicht trocken zu machen.«

»Nichten!« rief Alice, die gern neue Bekanntschaften machte, und sah sich neugierig überall um. »O, wo sind sie, deine Nichten? Laß mich gehen und sie her holen!«

»Mit nichten!« sagte die Maus entschieden und sehr ärgerlich.

»Langschwänzig! das muß wahr sein!« rief Alice und sah nun erst mit rechter Verwunderung auf den geringelten Schwanz der Maus hinab; »aber wie so tragisch? was trägst du denn?« Während sie noch darüber nachsann, fing die langschwänzige Erzählung schon an, folgendergestalt:

                        Filax sprach zu
                            der Maus, die
                                    er traf
                                      in dem
                                        Haus:
                                         »Geh' mit
                                        mir vor
                                       Gericht,
                                     daß ich
                                   dich
                                  verklage.
                                  Komm und
                                   wehr' dich
                                     nicht mehr;
                                      ich muß
                                       haben ein
                                          Verhör,
                                         denn ich
                                           habe
                                        nichts
                                       zu thun
                                      schon
                                     zwei
                                    Tage.«
                                  Sprach die
                                 Maus zum
                            Köter:
                               »Solch
                                 Verhör,
                                  lieber Herr,
                                     ohne
                                    Richter,
                                  ohne
                            Zeugen
                                 thut nicht
                                      Noth.«
                                     »Ich bin
                                    Zeuge,
                                  ich bin
                                 Richter,«
                            sprach
                                 er schlau
                                   und schnitt
                                    Gesichter,
                                    »das Verhör
                                     leite ich
                                          und
                                     verdamme
                                    dich
                                  zum
                                    Tod!«

»In dem Fall,« sagte der Dodo feierlich, indem er sich erhob, »stelle ich den Antrag, daß die Versammlung sich vertage und zur unmittelbaren Anwendung von wirksameren Mitteln schreite.«

»Ich wünschte, ich hätte unsere Dinah hier, das wünschte ich!« sagte Alice laut, ohne Jemand insbesondere anzureden. »Sie würde sie bald zurückholen!«

»Ich weiß sehr wohl, was _es_ bedeutet, wenn _ich_ etwas finde«, sagte die Ente: »_es_ ist gewöhnlich ein Frosch oder ein Wurm. Die Frage ist, was fand der Erzbischof?«

»Ich nicht!« erwiederte schnell der Papagei.

»Ich meinte es nicht böse!« entschuldigte sich die arme Alice. »Aber du bist so sehr empfindlich, du!«

»Ich bitte um Verzeihung,« sagte Alice sehr bescheiden: »du warst bis zur fünften Biegung gekommen, glaube ich?«

»Hm!« sagte die Maus mit wichtiger Miene, »seid ihr Alle so weit? Es ist das Trockenste, worauf ich mich besinnen kann. Alle still, wenn ich bitten darf! -- Wilhelm der Eroberer, dessen Ansprüche vom Papste begünstigt wurden, fand bald Anhang unter den Engländern, die einen Anführer brauchten, und die in jener Zeit sehr an Usurpation und Eroberungen gewöhnt waren. Edwin und Morcar, Grafen von Mercia und Northumbria --«

»Fand _was_?« unterbrach die Ente.

»Fand _es_,« antwortete die Maus ziemlich aufgebracht: »du wirst doch wohl wissen, was _es_ bedeutet.«

»Es kam mir so vor,« sagte die Maus. -- »Ich fahre fort: Edwin und Morcar, Grafen von Mercia und Northumbria, erklärten sich für ihn; und selbst Stigand, der patriotische Erzbischof von Canterbury fand es rathsam --«

»Du paßt nicht auf!« sagte die Maus strenge zu Alice. »Woran denkst du?«

»Du hast mir deine Geschichte versprochen,« sagte Alice -- »und woher es kommt, daß du K. und H. nicht leiden kannst,« fügte sie leise hinzu, um nur das niedliche Thierchen nicht wieder böse zu machen.

»Das werde ich schön bleiben lassen,« sagte die Maus, indem sie aufstand und fortging. »Deinen Unsinn kann ich nicht mehr mit anhören!«

»Bitte, komm wieder, und erzähle deine Geschichte aus!« rief Alice ihr nach; und die Andern wiederholten im Chor: »ja bitte!« aber das Mäuschen schüttelte unwillig mit dem Kopfe und ging schnell fort.

»Bitte um Verzeihung!« sprach die Maus mit gerunzelter Stirne, aber sehr höflich; »bemerkten Sie etwas?«

»Ach,« seufzte das Mäuslein, »ihr macht euch ja aus meinem Erzählen doch nichts; ich bin euch mit meiner Geschichte zu langschwänzig und zu tragisch.« Dabei sah sie Alice fragend an.

»Aber wer soll die Preise geben?« fragte ein ganzer Chor von Stimmen.

»Aber sie selbst muß auch einen Preis bekommen, wißt ihr,« sagte die Maus.

Nun mußten zunächst die Zuckerplätzchen verzehrt werden, was nicht wenig Lärm und Verwirrung hervorrief; die großen Vögel nämlich beklagten sich, daß sie nichts schmecken konnten, die kleinen aber verschluckten sich und mußten auf den Rücken geklopft werden. Endlich war auch dies vollbracht, und Alle setzten sich im Kreis herum und drangen in das Mäuslein, noch etwas zu erzählen.

Erst bezeichnete er die Bahn, eine Art Kreis (»es kommt nicht genau auf die Form an,« sagte er), und dann wurde die ganze Gesellschaft hier und da auf der Bahn aufgestellt. Es wurde kein »eins, zwei drei, fort!« gezählt, sondern sie fingen an zu laufen wenn es ihnen einfiel, hörten auf wie es ihnen einfiel, so daß es nicht leicht zu entscheiden war, wann das Rennen zu Ende war. Als sie jedoch ungefähr eine halbe Stunde gerannt und vollständig getrocknet waren, rief der Dodo plötzlich: »Das Rennen ist aus!« und sie drängten sich um ihn, außer Athem, mit der Frage: »Aber wer hat gewonnen?«

Endlich rief die Maus, welche eine Person von Gewicht unter ihnen zu sein schien: »Setzt euch, ihr Alle, und hört mir zu! ich will euch bald genug trocken machen!« Alle setzten sich sogleich in einen großen Kreis nieder, die Maus in der Mitte. Alice hatte die Augen erwartungsvoll auf sie gerichtet, denn sie war überzeugt, sie werde sich entsetzlich erkälten, wenn sie nicht sehr bald trocken würde.

Diese Mittheilung verursachte große Aufregung in der Gesellschaft. Einige der Vögel machten sich augenblicklich davon; eine alte Elster fing an, sich sorgfältig einzuwickeln, indem sie bemerkte: »Ich muß wirklich nach Hause gehen; die Nachtluft ist nicht gut für meinen Hals!« und ein Canarienvogel piepte zitternd zu seinen Kleinen, »Kommt fort, Kinder! es ist die höchste Zeit für euch, zu Bett zu gehen!« Unter verschiedenen Entschuldigungen entfernten sie sich Alle, und Alice war bald ganz allein.

Diese Frage konnte der Dodo nicht ohne tiefes Nachdenken beantworten, und er saß lange mit einem Finger an die Stirn gelegt (die Stellung, in der ihr meistens Shakespeare in seinen Bildern seht), während die Uebrigen schweigend auf ihn warteten. Endlich sprach der Dodo: »Jeder hat gewonnen, und Alle sollen Preise haben.«

Die Maus beachtete die Frage nicht, sondern fuhr hastig fort: -- »fand es rathsam, von Edgar Atheling begleitet, Wilhelm entgegen zu gehen und ihm die Krone anzubieten. Wilhelms Benehmen war zuerst gemäßigt, aber die Unverschämtheit der Normannen -- wie steht's jetzt, Liebe?« fuhr sie fort, sich an Alice wendend.

Das Mäuslein brummte nur als Antwort.

Alice wußte nicht im Geringsten, was da zu thun sei; in ihrer Verzweiflung fuhr sie mit der Hand in die Tasche und zog eine Schachtel Zuckerplätzchen hervor (glücklicherweise war das Salzwasser nicht hinein gedrungen); die vertheilte sie als Preise. Sie reichten gerade herum, eins für Jeden.

Alice fand dies Alles höchst albern; aber die ganze Gesellschaft sah so ernst aus, daß sie sich nicht zu lachen getraute, und da ihr keine passende Antwort einfiel, verbeugte sie sich einfach und nahm den Fingerhut ganz ehrbar in Empfang.

Alice antwortete eifrig, denn sie sprach gar zu gern von ihrem Liebling: »Dinah ist unsere Katze, und sie ist euch so geschickt im Mäusefangen, ihr könnt's euch gar nicht denken! Und ach, hättet ihr sie nur Vögel jagen sehen. Ich sage euch, sie frißt einen kleinen Vogel, so wie sie ihn zu Gesicht bekommt.«

»Hätte ich nur Dinah nicht erwähnt!« sprach sie bei sich mit betrübtem Tone. »Niemand scheint sie gern zu haben, hier unten, und dabei ist sie doch die beste Katze von der Welt! Oh, meine liebe Dinah! ob ich dich wohl je wieder sehen werde!« dabei fing die arme Alice von Neuem zu weinen an, denn sie fühlte sich gar zu einsam und muthlos. Nach einem Weilchen jedoch hörte sie wieder ein Trappeln von Schritten in der Entfernung und blickte aufmerksam hin, halb in der Hoffnung, daß die Maus sich besonnen habe und zurückkomme, ihre Geschichte auszuerzählen.

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